Amt gegen Innovation und Digitalisierung
Ein Künstliche Intelligenz-Amt, eine Behörde mit der Lizenz zum Töten von Sinn und Verstand, wird Österreich vor Intelligenz bewahren.
Der Digitalisierungs-Staatssekretär ist bekannt für seine Vorliebe für Turnschuhe. Die wird ihm eher nachgesehen als dem ehemaligen Gesundheitsminister. Bei diesem wurde es als Zeichen nachlässiger Bequemlichkeit gesehen, jenem geht es als hippes Accessoire durch.
Hippe Accessoires braucht er auch dringend.
Denn in seinem jüngsten Fernsehinterview packte der digitale Hoffnungsträger der ältesten Partei die rührseligste Betulichkeit aus und versprach den wie Kaninchen vor der Schlange angesichts der Bedrohungen durch künstliche Intelligenz erstarrten Österreicherinnen und Österreichern baldige Abhilfe. Es gebe keinen Grund zur Sorge. Österreich werde sich dem Problem stellen und es souverän lösen. Die giftige Schlange der digitalen Veränderung werde in ihre Höhle zurückgetrieben.
Denn Österreich werde eine eigene KI-Behörde ins Leben rufen.
So. In your face. Das hätten Sie nicht gedacht.
Ein Amt gegen Innovation und Digitalisierung sozusagen, eine Behörde mit der Lizenz zum Töten von Sinn und Verstand, wird Österreich vor Intelligenz bewahren. Pardon, vor künstlicher Intelligenz.
Das wird eine goldene Zukunft: Intelligenz-Zertifikate werden TeilnehmerInnen an KI-Crashkursen Expertise in Sachen künstlicher Intelligenz bescheinigen. Vermutlich werden sich bald darauf Intelligenz-Bürgerwehren bilden, die Bots und anderen Geschöpfen der digitalen Abgründe nachspüren und sie zur Strecke bringen. Hoffentlich erwischen sie dabei keine floskeldreschenden Digital-Staatssekretäre als Kollateralschaden. Und Schwärme von KI-Experten werden wie Heuschrecken durch das Land ziehen und ihre Expertise verbreiten.
Vielleicht auch nicht.
Das ist aber auch egal. Denn die Botschaft ist klar: Keine Angst, denn in unserem lieben Land kümmert sich die liebe Regierung um dich, solange die liebe richtige Partei an der Macht ist. Da kann die gefährliche Welt so digital sein wie sie will, wir zeigen ihnen, wo es lang geht. Ergebnis sind Absurditäten wie die Behauptung, eine EU-Kommissarin richte sich nach den Vorstellungen eines Tiroler Jung-Hofrats, der nicht einmal Mitglied der Bundesregierung ist. Oder die Vorstellung, Entwicklungen der internationalen Tach-Branche richteten sich nach Sonderwünschen kleiner Bananenrepubliken.
Das ist nicht einmal falsch verstandene Machtphantasie. Das ist kompetenzfreies Geschwafel. Dass das von der Digitalisierungsspitze der österreichischen Politik kommt, sollte den österreichischen Kaninchen weit mehr Angst einjagen als jede Phantasie von Künstlicher Intelligenz, Automatisierung die Weltherrschaft anstrebenden Robotern.